Wir stellen vor: Sandra Radaelli, Feuerwehrfrau und Einsatzleiterin bei der Stadtfeuerwehr Rottenmann
Hallo Sandra, du hast 2003 bei der Jugendfeuerwehr gestartet und bist dann mit 16 in den aktiven Dienst als Feuerwehrfrau. Wie wurde dein Interesse an der Arbeit bei der Feuerwehr geweckt?
Mein Papa war Kommandant der Feuerwehr. Da ich immer mit ihm mit bin, bin ich teilweise in der Feuerwehr groß geworden und habe nur darauf gewartet, endlich selbst zur Feuerwehr gehen zu können.
Wie waren die ersten Reaktionen der Kollegen auf dich?
Vor mir waren keine Mädels bei der Jugend, aber ich wurde gleich gut aufgenommen. Da ich anfangs recht schüchtern war, war ich erst nur eine Mitläuferin aber zum Schluss meiner Jugendzeit war ich schon Gruppenkommandantin.
Hast du noch mehr Kolleginnen?
Ja, mittlerweile sind wir 3 Damen im aktiven Dienst. Lange Zeit war ich aber alleine. Es gab zwar vor mir auch schon eine Feuerwehrfrau, die mir immer ein großes Vorbild war, da sie auch Atemschutzgeräteträgerin war, sie hörte dann aber auf, als ich 16 wurde.
Kannst du dich an deinen allerersten Einsatz erinnern?
Ja, an den ersten Einsatz kann ich mich gut erinnern. Aus jetziger Sicht recht unbedeutend, aber für mich doch sehr aufregend. Es war in der Nacht bzw. am Abend. Eine überflutete Wohnung durch einen Wasserrohrbruch. Die Wohnung war noch dazu eine Messi-Wohnung. Ich hatte eigentlich keine Arbeit, aber war trotzdem sehr stolz, dabei gewesen zu sein.
Hattest oder hast du das Gefühl, dein Geschlecht spielt bei der Arbeit eine Rolle?
Manchmal spielt mein Geschlecht durchaus eine Rolle, aber nicht immer negativ. Oft haben – so erlebe ich es – Frauen mehr Einfühlungsvermögen oder kommen leichter zu jemandem Betroffenen durch. Ich achte aber schon darauf, bei welchen Einsätzen ich welche Position wähle. Ich werde z.B. nie bei einer Tragehilfe für das rote Kreuz in der aktiven Mannschaft sein. Dort werden starke Menschen benötigt. Dort muss sich aber auch ein Mann mit meiner Statur Gedanken machen, ob er der richtige ist. Das ist dann eher kein Grund des Geschlechtes, sondern der Kraft.
Im Einsatz habe ich noch keine Situationen erlebt, wo es schwieriger gewesen wäre. In der Mannschaft muss man sich öfter durchsetzen als vielleicht meine männlichen Kameraden.
Was müsste deiner Meinung nach passieren, damit mehr Frauen sich bei der Feuerwehr engagieren?
Ich denke, dass die Feuerwehrwelt gar nicht zu sehr umgekrempelt werden muss. Beim Neubau eines Feuerwehrhauses muss ja eine getrennte Umkleide gebaut werden. Meiner Meinung nach ist das der falsche Weg. Somit gehören Frauen wieder nicht zur Gruppe dazu und es wird ihnen im Einsatzfall schwieriger gemacht, da diese Umkleiden separat sind. Es gibt viele Positionen im Feuerwehrdienst, die bereits jetzt von Frauen sehr gut besetzt sind. Wo ich mir noch mehr Damen wünschen würde, ist im aktiven Einsatzdienst.
Wie kannst du die Arbeit bei der Feuerwehr mit deiner hauptberuflichen Arbeit als Heimleiterin in einem Alten- und Pflegeheim und deiner Familie in Einklang bringen?
Da mein Mann ebenfalls die gleiche Leidenschaft teilt, ist es privat kein Problem, im Gegenteil, wir unterstützen uns bei den Einsätzen und können auch zuhause von unseren Erlebnissen erzählen. Da mein Betrieb etwas weiter weg ist, fahre ich nur selten zu Einsätzen, während ich arbeite. Ich habe aber das Glück nur am Vormittag zu arbeiten, also bin ich bei Einsätzen am Nachmittag sowie in der Nacht immer dabei.
Wann kommst du an deine Grenzen?
Bei Einsätzen, bei denen es um Menschenleben geht und ich an einer entscheidenden Position bin.
Was macht dir bei der Feuerwehrarbeit besonders viel Spaß?
Eigentlich alles. Wenn man helfen kann, ist die Freude besonders groß. Bewerbe, Übungen und Ausbildungen sind am lustigsten und die Kameradschaft ist unvergleichlich.