Thessaloniki – Einer der größten Brände 1917
Zu der Stadt
Der folgende Brand zählt zu einem der größten und verheerendsten Brände des 20. Jahrhunderts. Die zweitgrößte Stadt in Griechenland ist Vielen ein Begriff. Als Kultur-, Universitäts-, Industrie-, Messe- und Hafenstadt, oder zumindest als Zwischenstopp bei der Reise nach Chalkidiki. Thessaloniki war zu der Zeit eine florierende Stadt. Trotz der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte, gab es starke soziale Differenzen. Armut und überfüllte Wohnbedingungen dominierten den Alltag, insbesondere in den ärmeren Stadtvierteln. Wie im Rest von Europa war die Lage nach dem ersten Weltkrieg sehr angespannt.
Bereits 315 v. Chr. gegründet war die Stadt, die (Stand 2022) rund 326.000 Einwohner hat, ist den Einflüssen verschiedenster Kulturen ausgesetzt, was bis heute sichtbar ist. Die Stadt, damals Teil des osmanischen Reiches, war ein bedeutendes Handelszentrum und Heimat einer vielfältigen Bevölkerung, darunter Juden, Christen und Muslime. Ob der Kaiserpalast oder Galerius-Bogen aus der Römerzeit, die vielen Kirchen aus der frühchristlichen, byzantinischen Zeit von denen einige mittlerweile als Weltkulturerbe gelten oder die türkischen Moscheen und Badehäuser sowie der „Lefkos Pyrgos“, das heutige Wahrzeichen der Stadt die in der osmanischen Zeit entstanden sind. Sie alle zeugen von der bewegten Geschichte der Stadt.
Aber auch aus Sicht der Einsatzorganisationen, beziehungsweise deren Vorläufer, insbesondere der Feuerwehr hat die Stadt einige, wenn auch traurige Höhepunkte. Das erste dokumentierte große Feuer wütete am 04. September 1890. Dadurch verloren ca. 20.000 Menschen das Dach über den Kopf, viele Viertel und darin befindliche Kirchen und auch ein Krankenhaus brannten vollständig ab.
Einer der größten Brände im 20. Jahrhundert
Am 18. August 1917 brach der bislang größte Brand in der Geschichte aus und zählt generell zu einem der größten Brände im 20. Jahrhundert. Zu dieser Zeit zählte die Stadt etwa 271.000 Einwohner, bedingt durch Flüchtlingswellen im 1. Weltkrieg. Zusätzliche waren ca. 300.000 Soldaten der alliierten Streitkräfte in der näheren Umgebung stationiert.
Brandursache war dem Amtsgericht zu Folge Funkenflug in der Küche einer Flüchtlingsunterkunft der Stroh entzündete. Das Feuer das gegen 15:00 Uhr ausbrach stellte die damals vorhandenen Einsatzorganisationen vor eine große Herausforderung. Eine organisierte Feuerwehr wie wir sie heute kennen, gab es zu dieser Zeit noch nicht. Außerdem führten Wasserknappheit (obwohl die alliierten Truppen sich zum Teil an der Brandbekämpfung und auch Evakuierungen beteiligte waren nicht alle Bereit genügend Wasser aus ihren Reservoirs für die Löscharbeiten bereitzustellen) und mangelnde Kooperation mit der Nachbarschaft dazu, dass sich der Brand vorerst ungehindert ausbreiten konnte. Das liegt auch daran, das die Stadt damals eng bebaut war.
Der Brand erreichte das Regierungsgebäude , aber fügte keinen Schaden hinzu, da die Einsatzkräfte es noch retten konnten. Währenddessen bewegte sich das Feuer an 2 weiteren Fronten auf das Stadtzentrum zu.
Die Folgen des Brandes
Am frühen Morgen des 19. August dreht der Wind und zerstört das damalige Handelszentrum. Gegen Mittag hin erreichte der Brand die Hagia Sophia und bewegte sich weiter Richtung Osten. Das Feuer war nach einiger Zeit fast komplett erloschen. Um genau zu sein, verkündigte man das Brand-Ende am Abend, ganze 32 Stunden später.
Der Brand führte dazu, dass in etwa 9.500 Gebäude, fast die komplette Altstadt und in Summe ca. 32% der gesamten Stadt zerstört wurden. Zeitgenössischen Berichten zufolge wurden rund 70.000 Menschen obdachlos, aber wie durch ein Wunder gab es keine Todesopfer zu beklagen. Ein hoher wirtschaftlicher Verlust war jedoch die Zerstörung der über 4.000 Ladengeschäfte wodurch 70% der Arbeitsplätze im Privatsektor verloren gingen. Die bereits herrschende Flüchtlings Problematik wurde durch die Tragödie extrem verstärkt.
Aber nicht nur Geschäfte, sondern auch etliche Gebäude der örtlichen Infrastruktur wie Banken oder ein Postamt und zahlreiche Gotteshäuser der unterschiedlichsten Religionen vielen dem Brand zum Opfer. Schwerwiegende Folgen hatte das Ereignis auch für 2 Soldaten der französischen Truppen, welche der Plünderung während der Löscharbeiten beschuldigt und hingerichtet wurden. Ein weiterer Brand zerstörte am 24. August noch einmal 1000 Häuser.
So schnell das Feuer ausbrach und sich verbreitete, so schnell begann auch die Hilfe für die Betroffenen bereits am ersten Tag. Hier waren erneut die vor Ort stationierten Truppen, sowie das Amerikanische Rote Kreuz zur Stelle. Es wurden Lager und Küchen errichtet, Notunterkünfte gebaut und Lebensmittel zur Verfügung gestellt und verteilt. Auch die umliegenden Dörfer waren bereit Betroffene aufzunehmen, die ihr Zuhause verloren haben.
Während des Feuers arbeiteten die Bewohner der Stadt und Hilfskräfte unermüdlich daran, Menschen zu retten und das Feuer einzudämmen. Feuerwehren aus anderen Städten und sogar aus dem Ausland wurden zur Unterstützung herbeigerufen. Die Stadt selbst, hatte zu dem Zeitpunkt jedoch keine eigene Feuerwehr, was auf die damals herrschenden Missstände hinweist.
Der Wiederaufbau
Aber die Katastrophe war zugleich auch ein Neubeginn für die Stadt. Die damalige Regierung wollte nicht den alten Mustern folgen. Die engen Straßen und ebenso eng aneinander gebauten Häuser sollten endgültig Geschichte sein und es folgte ein rascher Wiederaufbau, der die Stadt in eine moderne, europäische Stadt verwandelte. Nach dem Entwurf des französischen Architekten Ernest Hebrard entstand ein neues Zentrum um den Aristoteles-Platz auf Basis eine breiten, rechtwinkligen Straßenrasters.
Aber nicht nur Hebrard konnte sich im heutigen Thessaloniki ein Denkmal setzen, viele weitere Architekten und Bauherren konnten ihre Ideen und Projekte verwirklichen, sofern sie sich an die Vorgaben des ursprünglichen Entwurfs hielten, was z.B. Stadtgrundriss und Geschosshöhen betrifft. Dadurch entstand der Mix der verschiedensten Stilrichtungen und Architekturströmungen, die der Stadt Ihr Flair verleihen.
Aus heutiger Sicht als Mitglied der Feuerwehr ist es unvorstellbar, was die Einsatzkräfte damals geleistet haben müssen. Sie hatten so gut wie keine Ausbildung, kaum Ausrüstung und wenig Wasser zur Verfügung. Trotzdem, waren sie tapfer und haben ihr Bestes gegeben, um einen der größten Brände der damaligen Zeiten zu bändigen.
Schlechter Brandschutz als Grund für starke Ausbreitung
In anderen Großstädten wie Wien gab es im Jahr 1917 bereits eine gut entwickelte Feuerschutzpolizei.
Dass diese bei dem Brand in Thessaloniki Schlimmeres verhindern hätten können, zeigen ähnliche
Brände zu dieser Zeit. Ein Beispiel dafür ist der Hauptpostgebäude Brand am 25. Jänner 1920 in Wien.
Inmitten der Stadt stand ein Objekt in Vollbrand und drohte auf umliegende Gebäude überzugreifen.
Die Wiener Berufsfeuerwehr schaffte es rechtzeitig das Feuer mit den damals aktuellen Mitteln
einzugrenzen. Leider sind jedoch auch die beste Ausrüstung und die größte Mannstärke keine Garantie
auf Erfolg. Das zeigt die ehemalige Rotunde im Wiener Prater, welche 1937, trotz den Bemühungen
zahlreicher Einsatzkräfte, durch einen Großbrand völlig zerstört wurde.
Die Wirksamkeit von modernen Einsatzorganisationen
Auch wenn hier über 100 Jahre dazwischen liegen und man die Situation heute nicht mehr mit damals vergleichen kann, zeigt sich welch wichtiger Bestandteil der Gesellschaft die Einsatzorganisationen wie Rettung, Feuerwehr und Polizei sind, sowie deren reibungslose Zusammenarbeit im Ernstfall. Eine Katastrophe dieses Ausmaßes ist zumindest bei uns kaum mehr vorstellbar, aber die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es weltweit immer öfter zu Waldbränden kommt, welche durch die teilweise recht dichte Besiedlung auch rasch Wohngebiete erreichen können.
Zur heutigen Zeit werden Großbrände immer mehr zur Seltenheit. Die Einführung strenger
Brandschutz- und Bauvorschriften hat dazu beigetragen, das Risiko von Bränden zu minimieren und die
Ausbreitung von Feuer zu verhindern. Moderne Brandmelde- und Alarmsysteme ermöglichen
zusätzlich eine frühzeitige Erkennung von Bränden. Falls es trotz all dieser Sicherheitsmaßnahmen doch
zu einem Großbrand kommen sollte, sind Österreichs Feuerwehren bestens auf den Notfall vorbereitet.
Das bewiesen die Feuerwehren der Stadt Schwechat erst vor kurzem bei einem Einsatz.
Einer der größten Brände im Jahre 1917 hat es in die Schlagzeilen geschafft, aber auch einige Einsätze der Feuerwehr Thessaloniki der Gegenwart haben es in die weltweiten Medien geschafft:
25.04.2019 – Brand in Universität