Nadine Tomsich Feuerwehrfrau Freiwillige Feuerwehr Mitterndorf

Blaulichtheldinnen – Frauen bei der Feuerwehr – Nadine Tomsich

Wir stellen vor: Nadine Tomsich, Feuerwehrkommandant- Stellvertreterin bei der Freiwilligen Feuerwehr Mitterndorf

Hallo Nadine, aktuell bist du mit deiner kleinen Tochter noch in Elternzeit. Kannst du dann an Einsätzen teilnehmen oder pausiert auch deine Arbeit bei der Feuerwehr? 

An Einsätzen kann ich wie die meisten anderen Eltern nur teilnehmen, wenn meine Tochter betreut ist. Da ich noch in Karenz bin ist das meist am Abend wenn ihr Papa zuhause ist oder zufällig eine Oma da ist. Wenn ich nicht kann, haben wir viele Offiziere, die den Einsatz gut leiten. Wir haben einfach eine super Führungsetage, wo das gut funktioniert. Aber es geht trotzdem viel Zeit für die Feuerwehrarbeit drauf. Wir haben wöchentlich Besprechungen, wenn es nicht anders geht am Telefon. Und dann sind regelmäßige Übungen und Schulungen. Da ist meine Tochter dann nach Möglichkeit beim Papa oder den Großeltern. Zu manchen Veranstaltungen kann ich sie auch mitnehmen. Es findet sich immer eine Lösung. 

Wie viele Einsatzkräfte seid ihr und wie viele Frauen? 

Wir sind 72 Aktive 26 Kids bei der Feuerwehrjugend und 8 Reservisten. Wir sind 22 aktive Frauen und 9 Mädels bei der Feuerwehrjugend.  

Wie kommt es, dass ihr so viele Frauen seid?

Gestartet hat das alles vor 20 Jahren. Der damalige Kommandantensohn und ich wollten unbedingt beide zur Feuerwehr. Wir waren zu jung einerseits und Damen haben wir damals auch nicht gehabt. Wir haben unsere Väter so lange bearbeitet, bis sie das Thema mit in die Mitgliederversammlung genommen haben. Und dann ist es so ausgegangen, dass man die Gründung der Jugend und die Aufnahme von Frauen beschlossen hat. Allerdings war es eine knappe Entscheidung. Wenn zwei oder drei mehr noch dagegen gewesen wären, hätte es nicht funktioniert. Und könnten sich die männlichen Kameraden die Feuerwehr ohne Kids oder Frauen nicht mehr vorstellen.

Es haben tatsächlich Kollegen dagegen gestimmt, dass Frauen zur Feuerwehr dürfen? Kannst du das nachvollziehen?

Es gab viele Horrorgeschichten aus anderen Feuerwehren bezüglich Vorfällen und Streitereien mit weiblichen Mitgliedern. Dazu kommt dann die Angst, Frauen können körperlich nicht das gleiche leisten wie Männer oder die Frauen könnten Unfrieden stiften. Wir haben zwischendurch auch ein, zwei Mädels gehabt, die geglaubt haben, bei der Feuerwehr geht es um die schicke Uniform. Die sind dann relativ bald wieder ausgetreten,
weil sie gemerkt haben, dass es bei uns um mehr geht.
Von Schwangerschaften hat damals noch niemand geredet, was jetzt ein Thema war bei meiner Wahl. Da hätte ich auch verstanden, wenn sie gesagt hätten, mit Schwangerschaft und Kind wählen sie mich für so einen wichtigen Posten nicht. Darum habe ich auch überlegt, ob ich überhaupt antrete zur Wahl. Aber sie haben mich dann bestärkt und Ihre Unterstützung zugesagt. Und so ist es dann auch gekommen.  

Hast du schon mal Situationen erlebt, wo du gedacht hast, jetzt ist es tatsächlich ein Nachteil, eine Frau zu sein? 

Eigentlich gar nicht. Wir haben auch Jungs dabei, die sind 15 oder 16 und auch nicht unbedingt muskulös oder durchtrainiert. Da muss man eben zusammen anpacken und die Aufgaben richtig zuteilen.  Und auch mit Verunfallten oder so habe ich noch nie Probleme gehabt. Im Gegenteil. Ich glaube, dass es oft sogar ein Vorteil ist, wenn man da eine Frau hat, die an der Front ist. Wir haben in der Nachbarschaft eine islamische Glaubensgemeinschaft und wenn da eine Frau verunfallt, ist es ein Vorteil, wenn eine Frau im Einsatz dabei ist. 
In anderen Feuerwehren in der Region nehmen sie aber bis heute keine Frauen. Da kommen die Mädels dann zu unserer Feuerwehrjugend oder zu uns in den Dienst. Und auch bei anderen Übungen oder Einsätzen bei anderen Wehren, wurde ich schon belächelt als Frau und die dachten, das kann ich nicht. Aber ich bin nicht auf den Mund gefallen und erbringe dann auch die dementsprechende Leistung das hilft und ändert bei vielen
Kameraden die Meinung.

Weißt du, warum bei anderen Feuerwehren keine Frauen akzeptiert werden?  

Nein, das kann ich mir nicht erklären. Es gab auch schon Interventionen aber es hat nichts geändert. Oft wird es dann damit begründet, dass man das Feuerwehrhaus umbauen muss, weil dann eine Garderobe und Dusche für Frauen da sein muss. Wobei das am Anfang bei uns auch nicht gegeben war. Da wurde halt eine Ecke freigeräumt und während dem Umbau haben wir uns bei den Männern umgezogen. Wen das gestört hat, musste eben warten bis frei war. Wenn man das möchte, dann geht das alles.  

Was müsste denn deiner Meinung nach passieren, damit Frauen sich mehr bei der Feuerwehr engagieren? 

Weibliche Vorbilder sind wichtig. Ich bin immer noch die einzige Frau bei uns, die mit dem Lastwagen fahren darf, bin Atemschutzträgerin und bin mit im Kommando. Nicht nur bei uns im Feuerwehrkommando, sondern auch im Abschnittsfeuerwehrkommando. Ich glaube, es braucht Vorbilder, die zeigen – da geht mehr. Das aber nicht nur für die Mädels, sondern auch für die Burschen. 
Weiters braucht es auch Toleranz, die Toleranz und Emanzipation der Männer. Mann muss die Frau auch machen lassen. In Wahrheit steht die Frau dem Mann in nichts nach. Ich habe es auch schon anders erlebt. Wenn ich bei Einsätzen mit anderen Feuerwehren mitgefahren bin, da musste ich erstmal zeigen, dass ich auch anpacken kann. Da fühlt man sich manchmal ein bisschen wie ein Paradiesvogel. 

Ist das eher eine Stimmung, die von den Männern ausgeht oder auch fehlendes Selbstbewusstsein bei den Frauen?

Beides. Es ist wie überall. Wenn du noch keine Ausbildung hast und/oder kein Selbstbewusstsein und es ist keiner da, der dich unterstützt und ganz selbstverständlich akzeptiert, dann gehst du dort auch unter und gehst irgendwann. Wenn du einfach akzeptiert wirst und als vollwertiges Mitglied angesehen bist, dann spielt das Selbstbewusstsein alleine nicht die große Rolle. Es fehlt teils an Rückhalt, für die Jugend insgesamt, aber dann auch besonders für die Mädels oder die Frauen, vor allem, wenn keine Vorbilder da sind, an denen sich die Mädels orientieren können, vor allem wenn man selbst Zweifel hat, ob man das kann. Als es um meine Wahl ging, habe ich selbst die meisten Probleme gesehen, ob das mit Kleinkind überhaupt geht. Aber meine Feuerwehr stand klar hinter mir und hat mich bestärkt. Es gehören beide Seiten dazu. 
Feuerwehr ist nicht nur einer, das ist eine Familie.
Feuerwehrfrauen Freiwillige Feuerwehr Mitterndorf
Feuerwehrfrauen: Leonie Hasenöhrl, Nadine Tomsich, Lara Ehrenberge

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