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Blaulichtheldinnen – Frauen zur Feuerwehr, oder etwa nicht?

Blaulichtheldinnen - Frauen zur Feuerwehr, oder etwa nicht?

Nur knapp 5 % der Einsatzkräfte bei den Berufsfeuerwehren sind weiblich, bei den Freiwilligen Feuerwehren sind es immerhin gut 10 % und bei den Jugendfeuerwehren über 20 %. Erfreulich ist, dass der Anteil der Feuerwehrfrauen stetig steigt, aber bis zu einem nennenswerten Frauenanteil ist noch viel zu tun.

Warum Frauen nicht in die Feuerwehr eintreten sollten

Es gibt einige Gründe, warum Frauen nicht in die Feuerwehr eintreten sollten, und keiner davon ist gut oder gerechtfertigt.

Gesetzliche Vorgaben

Es gibt gesetzliche Vorgaben, dass für weibliche Einsatzkräfte getrennte Umkleideräume oder Waschräume zur Verfügung stehen müssen. In manchen alten Feuerwehrhäusern ist das nicht ohne weiteres umsetzbar. Aber mit etwas Flexibilität und gutem Willen lässt sich immer eine Lösung finden. Die Lösungen reichen von einem separaten Wasch- und Umkleidecontainer, über einen Nutzungsplan für die vorhandenen Umkleideräume, über die Beschilderung als “Umkleideräume für Diverse” und eine größere, blickdichte Kabine um ein paar Duschen bis hin zu einem An- oder Neubau. Für manche Gemeinden und ihre Freiwilligen Feuerwehren mag der finanzielle Aufwand zunächst nicht leicht zu stemmen sein, aber es ist eine notwendige Investition in die Zukunft.

Belastbarkeit

Auch die Belastbarkeit und Stärke von Frauen wird gerne als Grund angeführt und ist nur ein weiterer Vorwand. Zweifellos werden im Spitzensport die besten Leistungen von Männern erbracht, aber hier geht es nicht um Spitzensport und Einzelleistungen. Bei der Feuerwehr geht es um ein einsatzfähiges Team, in dem jeder und jede nach seinen und ihren Fähigkeiten sinnvoll eingesetzt wird. Auch nicht jeder Mann ist als Atemschutzträger geeignet.

Das Argument, dass Frauen psychisch weniger belastbar seien, lassen wir mangels Haltbarkeit einfach fallen.

Leistungsfähigkeit

Im Spitzensport ist das Thema der zyklisch bedingten Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen angekommen und teilweise werden Trainingspläne darauf abgestimmt und bei manchen Wettkämpfen macht es für eine Spitzensportlerin einen Unterschied, ob sie die volle Leistung abrufen kann oder nicht. Aber auch hier sprechen wir bei der Feuerwehr nicht vom Spitzensport und der absoluten Höchstleistung, die bei jedem Einsatz abgerufen werden muss. Sei es zyklusbedingt, durch Schlafmangel, gesundheitsbedingt oder schmerzbedingt, weil der Rücken oder das Knie gerade nicht so will. Jede:r unterliegt gewissen körperlichen Einschränkungen und ist selten zu 100 Prozent fit. Im Zweifelsfall ist er oder sie nicht oder nur mit gewissen Einschränkungen einsatzfähig und kann dann aktuell nicht mit Atemschutz agieren, aber dennoch an anderer Stelle im Einsatz sinnvoll helfen.

Im Gegenteil, an der einen oder anderen Stelle kann es hilfreich sein, weibliche Einsatzkräfte dabei zu haben, wenn z.B. eine betroffene Person einer muslimischen Glaubensgemeinschaft angehört und weiblich ist, kann es problematisch werden, wenn männliche Einsatzkräfte helfen wollen.

Frauenarbeit und Männerarbeit

Die Arbeit als Einsatzkraft bei der Feuerwehr ist zweifellos körperlich und psychisch herausfordernd und belastend. Um eine Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr beginnen zu können, muss daher zuvor ein anspruchsvoller Eignungstest absolviert werden. Eine Hürde, an der jedes Jahr Bewerberinnen und Bewerber scheitern. Und schaut man nur auf die Bestleistungen, haben die Männer die Nase vorn. Wenn eine Feuerwehr also nur die 20 Besten einlädt, hat sie wahrscheinlich 20 Männer vor der Tür. Aber warum nicht die 10 besten Männer und die 10 besten Frauen einladen? Es spricht nichts dagegen, denn im Einsatzalltag machen die paar Minuten oder Sekunden aus dem Eignungstest keinen Unterschied. Der Feuerwehrmann rennt nicht heldenhaft in den Brand hinein, klemmt sich links und rechts eine zu rettende Person unter den Arm und trägt sie mit entschlossenem Blick ins Freie. Selbst wenn. Auch das kann nicht jeder Feuerwehrmann. Es gibt körperliche Unterschiede und auch körperliche Grenzen, und die gelten für Frauen und Männer gleichermaßen. Auch deshalb gibt es bei Einsätzen ein sinnvolles Vorgehen, es wird im Team gearbeitet, es gibt hilfreiche Einsatzmittel und deshalb ist es keine Männersache.

Gehobener Dienst

Der Weg in den höheren Dienst ist vermutlich wie in anderen Branchen auch von Vorurteilen und Selbstzweifeln begleitet und daher von beiden Seiten weniger forciert. Hier sind Frauen mit unter 2 % deutlich unterrepräsentiert. Wie in vielen Bereichen ist die Vereinbarkeit von Beruf/Berufung und Familie für Frauen ein viel zentraleres Thema als für ihre männlichen Kollegen, für die Frauen selbst, aber auch für die Verantwortlichen, die sie in Führungspositionen bringen. Es ist verständlich, dass eine frischgebackene Mutter, die ihr Neugeborenes voll stillt, eine Zeit lang nicht im Einsatz ist. Aber wir reden hier von Monaten und vor allem von Hürden im Kopf. Denn auch eine Mutter kann Kommandantin sein und ihre Aufgaben und Verantwortung mit dem gleichen Engagement wahrnehmen wie ein Vater, der sich ebenso um seine Kinder kümmert. Und nicht jede Mutter stillt ihr Kind oder übernimmt den Hauptteil der Betreuung und nicht jede Frau ist oder wird Mutter. Wie in vielen Bereichen gilt es auch hier, Barrieren im Kopf abzubauen, Vorbehalte bei Männern und Selbstzweifel bei Frauen zu überwinden.

An den Brandherd

Es gab eine Zeit, in der der Frauenanteil bei den Feuerwehren deutlich höher war als heute. Während des Zweiten Weltkrieges, als die meisten Männer an der Front waren, mussten die Frauen den Feuerwehrdienst aufrechterhalten und einsatzfähige Löschgruppen bilden. Und das in einer Gefahrensituation, die es danach so nicht mehr gab. Denn die Lösch-, Schutz- und Aufräumarbeiten in den zerbombten Städten mussten in erster Linie von den Frauen geleistet werden. Ob sie das schafften, ob sie nebenbei noch verängstigte und traumatisierte Kinder zu versorgen hatten, war damals keine Frage – es gab einfach keine Alternative. Die Geschichte der Trümmerfrauen ist historisch etwas, aber zu wenig beachtet worden. Die Geschichte der Kriegsfrauen kaum. Und kaum waren die Männer zurück, wurden auch die Frauen wieder aus dem Dienst entlassen. Danach sollte es noch viele Jahre dauern, bis von einer ernsthaften Öffnung des Feuerwehrdienstes für Frauen gesprochen werden konnte. Zwar gab es immer wieder einzelne Pionierinnen, die als Feuerwehrfrauen bei den Freiwilligen Feuerwehren tätig waren, aber erst 1985 ließ Hamburg als erstes Bundesland Frauen bei der Berufsfeuerwehr zu. Von da an dauerte es weitere 33 Jahre, bis in Nürnberg die erste Berufsfeuerwehrfrau ihren Dienst antrat. Erst 2018 konnte die Feuerwehr Nürnberg ihre erste weibliche Kollegin begrüßen.

Pioniere und Ewiggestrige

Es klingt wie aus grauer Vorzeit, dass eine Feuerwehr keine Frauen aufnimmt. Doch auch heute noch gibt es vereinzelt Wehren, die sich gegen eine Öffnung sträuben und zum Teil sogar stolz darauf sind, noch keine Frauen in ihren Reihen zu haben, während sich die Wehren in den Nachbarorten über den Zulauf der abgewiesenen Feuerwehrfrauen freuen. Am anderen Ende der Skala stehen Wehren wie die Freiwillige Feuerwehr Neuhaus im Landkreis Erlangen, die mit über 30 % einen hohen Anteil weiblicher Einsatzkräfte vorweisen können. Und dazwischen kommt es wie in so vielen Bereichen auf die Menschen an. In vielen Feuerwehren dürfte es heute kein großes Problem mehr sein, Frauen im Team zu haben. Schwierigkeiten wie die Bereitstellung von Umkleideräumen und sanitären Anlagen können, wenn auch manchmal mit entsprechendem Aufwand, gelöst werden. Vorbehalte hinsichtlich der Einsatzfähigkeit oder Belastbarkeit dürften sich im Laufe der Zeit von selbst auflösen, wenn die Frauen ebenso wie die Männer Übungen und Einsätze meistern. 

Andere Regionen wie Katalonien, führen gar eine offizielle Frauenquote ein, um den Frauenanteil ganz bewusst und gezielt nach oben zu treiben. Um die Feuerwehr zu stärken, aber auch die Gleichberechtigung weiter voran zu bringen und die Stellung der Frau in der Gesellschaft insgesamt zu stärken.

Initiativen

Dennoch sind Frauen in den Feuerwehren nach wie vor unterrepräsentiert, auch wenn die Zuwachszahlen in den letzten Jahren nach oben zeigen und einige Feuerwehrverbände und Behörden gezielte Maßnahmen ergriffen haben, um Frauen für die Feuerwehr zu begeistern. Der Landesfeuerwehrverband Bayern hat das Thema 2015 gezielt aufgegriffen und eine noch immer aktuelle Kampagne gestartet: https://www.frauen-zur-feuerwehr.de/ und konnte damit einen messbaren Zuwachs an weiblichen Einsatzkräften generieren. Auch das Netzwerk Feuerwehrfrauen e.V. unterstützt Frauen gezielt bei ihrem Einstieg in die Feuerwehr, aber auch bei ihrem weiteren Fortkommen und steht auch bei Problemen als Ansprechpartner unterstützend zur Verfügung.

Gute Gründe für Feuerwehrfrauen

Der Landesfeuerwehrverband Bayern hat es im Rahmen seiner Kampagne sehr treffend und prägnant zusammengefasst, warum eine Feuerwehr sich um weibliche Einsatzkräfte bemühen sollte und dazu einen Flyer herausgegeben..

Ein paar gute Gründe in Kürze: 

  • In Deutschland und Österreich leben mehr Frauen als Männer. Wenn nur 5 % bzw. 10 % der Einsatzkräfte weiblich sind, schlummert hier ein riesiges Mitgliederpotenzial.
  • Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen und gerade deshalb bereichern Frauen ein Team mit ihren Fähigkeiten.
  • Frauen sind Organisationstalente. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die meisten Frauen Realität und diese Stärke können sie auch in der Feuerwehr sinnvoll einbringen.
  • Frauen kommunizieren anders als Männer und bereichern damit jede Feuerwehr.

Mehr Heldinnen für die Feuerwehrfrau von morgen

Kinderbücher zum Gruseln

Wer Töchter hat, kennt sie: Conni. Sie hat hunderte Hobbys und spielt sogar Fußball. Aber für die Jugendfeuerwehr hat sie sich noch nie interessiert. Das macht Sam – Feuerwehrmann Sam oder Max, keine Samantha, keine Maxine, keine Feuerwehrfrau. Auch in Feuerwehrserien sind Frauen ein Sidecast, oft in der Rolle der verständnisvollen Kollegin, der heimlichen Liebe oder diejenigen, die im Einsatz immer wieder in Not gerät und auch gerettet werden muss – schlicht ein Beiwerk, um auch der Liebesgeschichte und den Gefühlen gerecht zu werden. In erschreckend vielen Kinderbüchern werden klassische Rollenmuster bedient. Die Mutter, die bei den Kindern bleibt, höchstens Teilzeit arbeitet und der Vater, der abends von der Arbeit nach Hause kommt. Die Mädchen, die sich für Puppen, Tanzen und Pferde interessieren und bestenfalls Tierärztin werden. Die Jungs, die Baustellen, Leistungssport und Dinosaurier toll finden und CEO werden. Wo sind die Baggerfahrerinnen, die Tänzerinnen, die Geschäftsführerinnen, die Puppenväter, die Physikerinnen und die Feuerwehrfrauen?

Heldinnen gefunden oder darf ein Mann Bundeskanzlerin werden

Auch die Geschichtsschreibung ist männlich. Entdeckungen, Eroberungen, Kriege, Revolutionen sind spannender als Friedenszeiten, die Führungsrollen wurden in der Vergangenheit oft von Männern übernommen und auch die Geschichtsschreibung war männlich dominiert. Wer will, kann sich aber auch mit weiblicher Geschichtsschreibung beschäftigen, es gibt tolle Bücher über Forscherinnen, Physikerinnen, Künstlerinnen, Revolutionärinnen und unsere eigene jüngere Geschichte ist geprägt von einer Frau, die viele Jahre Bundeskanzlerin war. Influencerinnen wie Selina Keßler aus dem Saarland, die über ihr Engagement als Feuerwehrfrau berichtet, erweitern den Kreis weiblicher Vorbilder. Es wäre wünschenswert, die Arbeit von Feuerwehrfrauen noch stärker in den medialen Fokus zu rücken, um vor allem Mädchen und jungen Frauen weitere starke Vorbilder zu bieten, sei es für die Entscheidung, Feuerwehrfrau zu werden, oder für ihr Leben im Allgemeinen. Feuerwehrfrauen verkörpern wie ihre männlichen Kollegen Stärke, Hilfsbereitschaft, Engagement, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit. Vorbilder, die jedes Kind für seine weitere Entwicklung gut gebrauchen kann.

von Nora-Marie Hetzelt, Heidelberg

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